Gab es Jüdinnen und Juden, die von Paderborn aus nach Warschau deportiert wurden? Wie sah der Alltag im Warschauer Ghetto aus und welche Bedeutung hatte der Warschauer Ghetto-Aufstand 1943? Diesen Fragen ging am Wochenende die Gruppe von EF-Schüler:innen nach, die zum zweiten Mal in diesem Halbjahr zusammenkam, um sich auf die Gedenkstättenfahrt nach Warschau und zu den vergessenen Orten der Shoah in Ostpolen vorzubereiten.
Am Bahnhof Kasseler Tor, von dem aus die Deportationen der Paderborner Jüdinnen und Juden erfolgten, erfuhren die Schüler:innen aus lokalgeschichtlichen Quellen, wie die Deportationen ins Warschauer Ghetto und an andere Orte organisiert wurden. Darüber hinaus näherten sie sich dem Schicksal einzelner im März 1942 deportierter jüdischer Bürger:innen Paderborns biografisch anhand von Kennkarten an – das Warschauer Ghetto war erstes Ziel der Fahrt, an deren Ende der Tod stand.
In der Schule besuchten die Schüler:innen danach die Ausstellung „Das Getto“, die von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Paderborn e.V. konzipiert und vom Stadt- und Kreisarchiv Paderborn zur Verfügung gestellt wurde. Ausgewählte Fotografien, die der deutsche Wehrmachtssoldat Heinrich Jöst im September 1941 im Warschauer Ghetto gemacht hatte, zeigten die inhumanen Lebensbedingungen im Ghetto. Die Schüler:innen verglichen anschließend Fotografien Heinrich Jösts mit Augenzeugenberichten jüdischer Zeitzeug:innen, um dadurch die einseitige Perspektive der Fotografien aufzubrechen und jüdisches Alltagsleben sichtbar zu machen.
Am Nachmittag stand der Aufstand im Warschauer Ghetto 1943 im Mittelpunkt: Gemeinsam wurden Quellen aus Opfer- und Täterperspektiven ausgewertet, um abschließend den Ghetto-Aufstand als Symbol jüdischen Widerstandes erfassen zu können.
Nach diesem intensiven Arbeitstag, dem noch ein weiterer folgen wird, ist die Gruppe gut auf die im Juni anstehende Gedenkstättenfahrt vorbereitet.
Text und Fotos: Fr. Große-Bley, Fr. Hertel, Fr. Lettermann