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Schule in der Kultur der Digitalität  – Lernen mit und über digitale Medien. Lernen trotz digitaler Medien.

„Die Grundfrage lautet nicht, „wie können wir digitale Medien einsetzen?“, sondern vielmehr: „Wie gestalten wir Unterricht, in dem individuell und selbstgesteuert gelernt werden kann?“ Daran erkennt man guten Unterricht mit digitalen Medien: Die digitalen Medien sind Teil der Antwort, nicht der Frage.“[1]

Digitalisierung ist kein neuer Prozess. In vielen Bereichen der Gesellschaft sind die damit zusammenhängenden Veränderungen selbstverständlich geworden. Die Corona-Krise hat uns sehr deutlich vor Augen geführt, dass wir in der Schule einen Aufholbedarf haben und vor enormen Herausforderungen stehen, um unserem Bildungs- und Erziehungsauftrag auf allen Ebenen auf zeitgemäße Art und Weise nachzukommen. Die Digitalisierung der Schule ist dabei nicht als Zutat oder Zusatzaufgabe für eine ansonsten unveränderte Schule zu verstehen. Digitale Medien eröffnen nicht nur zusätzliche Methoden, mittels derer wir Aufgaben schneller und effizienter bearbeiten. Sie verändern die Grundlagen und Bedingungen, unter denen wir unsere Aufgaben als Schule teilweise neu formulieren müssen, um weiterhin zeitgemäße Formen des Lehrens und Lernens zu ermöglichen.  

Der Begriff der zeitgemäßen Bildung geht an unserer Schule auf die Schulgründerin Johanna Pelizaeus zurück und dient seit Jahrzehnten als Leitidee für Schulentwicklungsprozesse am Pelizaeus-Gymnasium. So heißt es in der Präambel des Schulprogrammes: „[…] zeitgemäße Bildung steht im Zentrum der Arbeit am Pelizaeus-Gymnasium. Die Schule hat in ihrer über 150-jährigen Geschichte immer wieder die Grundsätze, Strukturen und Handlungsmuster ihrer pädagogischen Arbeit überprüft und weiterentwickelt, um sich den Herausforderungen von Erziehung und Bildung der jeweiligen Zeit zu stellen.“ Um diesem Selbstverständnis gerecht zu werden, ist es unsere Aufgabe, Wege zu finden, die transformatorische Kraft der neuen Medien so zu nutzen, dass sich für das Lehren und Lernen neue Chancen eröffnen. Gleichzeitig gilt es, die technischen Möglichkeiten mit unseren pädagogischen und didaktischen Zielen in Einklang zu bringen. Digital gestützte Lernprozesse sind dann erstrebenswert, wenn sie die Lernenden und ihre Lernprozesse sowie ihre individuellen Voraussetzungen in den Mittelpunkt stellen – nicht das technisch Mögliche. Im Kern aller Bestrebungen stehen die Schülerinnen und Schüler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung sowie die Verantwortung für gesellschaftliche Entwicklungen (Wertevermittlung, Demokratiebildung). Die zunehmende Komplexität der Lebens- und Arbeitswelten erfordert zudem eine kollaborative, multiperspektivische und interdisziplinäre Lern- und Arbeitsweise, die von digitalen Medien entscheidend geprägt ist.  

Lernen mit digitalen Medien

Wir wollen das Potenzial der digitalen Medien so nutzen, dass sich für das Lernen und Lehren neue Chancen eröffnen. Das Lernpotenzial der digitalen Medien sehen wir vor allem in… 

  • der Erhöhung der Werkzeug- und Methodenvielfalt 
  • erweiterten Kommunikations-, Kollaborations- und Publikationsmöglichkeiten 
  • der Vereinfachung von binnendifferenzierten Lernwegen 
  • der Aktualität der Lerninhalte  
  • der Veranschaulichung durch Multimedia  
  • der Umsetzung von individualisierten Lernwegen 
  • den Kontaktmöglichkeiten mit außerschulischen Kooperationspartnern

 

Der Einsatz digitaler Medien im Unterricht orientiert sich dabei wesentlich an den 4-K-Kompetenzen der OECD (21st Century skills)3: Kreativität, kritisches (=eigenständiges) Denken, Kollaboration und Kommunikation. Bei diesen grundlegenden Kompetenzen handelt es sich nicht um genuin technische Fähigkeiten. Digitalisierung, so wie wir sie verstehen, bedeutet deshalb auch und vor allem eine Stärkung des Nicht-Digitalen (des Zwischenmenschlichen) mithilfe digitaler Werkzeuge. Dies ist auch ein Grundgedanke der veränderten Prüfungskultur, wie er etwa in der Reform der Oberstufe (Abitur 2029) zum Ausdruck kommt: Insbesondere in den verpflichtenden Projektkursen der Oberstufe erstellen unsere Schüler:innen künftig mehr als zuvor selbständig erarbeitete Lernprodukte auch mithilfe digitaler Formate. Auch darauf möchten wir unsere Schüler:innen vorbereiten.

Entscheidungen bezüglich der Digitalisierung müssen im Zusammenspiel mit allen Akteuren getroffen werden. Eltern und Schüler:innen werden in diesen Prozess einbezogen, um eine breite Basis für unsere Maßnahmen zu schaffen. Da Digitalisierung auch aufgrund technischer und gesellschaftlicher Entwicklungen ein dynamischer Prozess ist, überprüfen wir unsere Entscheidungen regelmäßig, beispielsweise durch Umfragen, um sicherzustellen, dass wir den Bedürfnissen und Herausforderungen unserer Schulgemeinschaft gerecht werden.

Lernen über digitale Medien. Lernen trotz digitaler Medien

In einer zunehmend digitalisierten Welt ist es wichtig, auch die Herausforderungen, die mit digitalen Medien einhergehen, aktiv zu thematisieren. Aspekte wie Cybermobbing, Fake News und Datenschutzverstöße sind ernstzunehmende Gefahren, die wir als Schule thematisieren. Daher setzen wir uns dafür ein, dass unsere Schüler:innen Strategien entwickeln können, um diese Gefährdungen zu erkennen und zu bewältigen. Wir schaffen über den Fachunterricht hinaus Angebote, die den Jugendlichen helfen, sich in der digitalen Welt sicher zu bewegen, sich selbst zu schützen und einen bewussten Umgang mit sozialen Medien zu entwickeln. In diesem Kontext beziehen wir auch unsere Medienscouts ein, die als Peer-Moderatoren fungieren und ihre Mitschüler:innen in Fragen der Mediennutzung unterstützen. Ein weiteres zentrales Thema ist die Herausforderung durch Künstliche Intelligenz (KI). Der Umgang mit KI bietet Chancen, etwa als Lernhelfer, die den Unterricht bereichern und individualisieren können. Gleichzeitig müssen wir jedoch auch die Gefahren der KI im Bildungskontext thematisieren und die Schülerinnen und Schüler darauf vorbereiten, kritisch und verantwortungsvoll mit diesen Technologien umzugehen.

1:1 Ausstattung mit digitalen Endgeräten

Die Schulkonferenz des Pelizaeus-Gymnasiums hat im Juni 2022 beschlossen, ab dem Schuljahr 2022/23 die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 und 9 mit elternfinanzierten iPads auszustatten. Dieser Schritt ist notwendig, um die didaktischen Ziele und curricularen Vorgaben, wie sie im KMK-Papier „Bildung in der digitalen Welt“ und im Medienkompetenzrahmen NRW festgelegt sind, umzusetzen. Die „Digitalstrategie“ des Landes NRW fordert eine 1:1-Ausstattung, um webbasierte Lernplattformen, digitale Schulbücher und selbstständiges Arbeiten zu ermöglichen. Die Entscheidung für das iPad als digitales Endgerät basiert auf der bestehenden digitalen Infrastruktur der Paderborner Gymnasien. iPads bieten die notwendige Mobilität und Kompatibilität mit der schulischen Infrastruktur, einschließlich Gerätemanagementsystem und WLAN. Einheitliche Geräte sollen zudem soziale Stigmatisierungen vermeiden und eine zentrale Administration ermöglichen. Die Einführung der iPads erfolgt ab Klasse 7.2, da ein früherer Einsatz in den Klassenstufen 5 oder 6 aus pädagogischen Gründen als zu früh angesehen wird. In der Erprobungsstufe wird jedoch bereits mit iPad-Koffern gearbeitet, um den Schülerinnen und Schülern grundlegende medienpädagogische Kompetenzen zu vermitteln und ihnen den Umgang mit den Geräten näherzubringen.

Die elternfinanzierte Ausstattung muss finanziell vertretbar sowie technisch und organisatorisch umsetzbar sein. Entscheidungen werden im Konsens aller Beteiligten (Kollegium, Schüler:innen, Eltern) getroffen, wobei auch Erfahrungen anderer Paderborner Schulen einfließen.

Genauere Erklärungen zur 1:1-Ausstattung finden Sie in unserer FAQ-Sammlung. |Link|

[1] Muuß-Merholz, Jörann: Digitale Schule. Was heute schon im Unterricht geht. ZLL 21 e.V. 2020 (S.2)