Sek. II
Erziehung müssen alle lernen!
So lautete der Slogan des Vereins der PädagogiklehrerInnen zum 100jährigen Bestehen (1908 -2008) des Unterrichtsfaches „Erziehungswissenschaft“, wie das Fach in den Richtlinien offiziell heißt. Die hohe gesellschaftliche Relevanz des Faches zeigt sich z.B. in folgenden Schlagworten über seine Unterrichtsinhalte: Schülerinnen und Schüler lernen, wie man Menschen informiert und anleitet, wie man vom Kind zum Erwachsenen wird, wie man mit Kindern umgeht, wie man Partnerschaft oder Familie gründet, wie man richtig lernt, wie man Lernprozesse für andere gestaltet, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen, wie man psychische Entwicklungsprozesse einordnen und bewerten kann.
Das Wissen um die hohe Bedeutung dieses Faches hat an unserer Schule eine lange Tradition. Schon die Gründerin Johanna Pelizaeus wurde beeinflusst durch die reformpädagogische Bewegung. So ist das Fach Pädagogik schon immer Bestandteil des Fächerkanons unserer Schule. Dass Unterricht im Fach Pädagogik durch seine ebenso theoretisch anspruchsvolle wie lebenspraktische und auf aktuelle Probleme bezogene Ausrichtung unverzichtbar ist, das wissen und beweisen die Schülerinnen und Schüler des Pelizaeus-Gymnasiums durch ihre Wahlen seit langem.
Der Pädagogikunterricht ist geeignet, den „ganzen Menschen“ anzusprechen. Er ist einerseits wissenschaftspropädeutisch angelegt, so dass die Jugendlichen ihre intellektuellen, geistig-analytischen Fähigkeiten schulen können. Von ebenso großer Bedeutung sind der subjektive Erfahrungsbezug und die Handlungsorientierung bei der Vermittlung der Unterrichtsinhalte, die die Jugendlichen befähigen, auch ihre sozial- emotionalen, kreativen und kommunikativen Möglichkeiten und Grenzen zu erfahren und ihnen die Möglichkeit bieten, sich selbst immer wieder aus einer anderen Perspektive zu reflektieren. Auch durch die Auseinandersetzung mit sehr verschiedenen Menschenbildern und Wertvorstellungen (von Skinner und Piaget zu Freud und Erikson, von Parsons, Dahrendorf, Mead und Krappmann zu Montessori und Steiner oder der Ideologie des Nationalsozialismus und ihrer Umsetzung im Alltag) bietet der Pädagogikunterricht so Hilfen für die persönliche Identitätsfindung und für eine mündige, d.h. individuell und gesellschaftlich verantwortungsbewusste Lebensgestaltung.
Neben der innerschulischen Anwendung ihrer erworbenen Kenntnisse im praktischen Tun, z.B. am Tag der offenen Tür in Form einer Spielstube für kleinere Geschwisterkinder, findet zum anderen auch ein reger Austausch mit außerschulischen Institutionen statt, so zur Paulineschule (Blindenschule), zur Universität, zur Psychiatrie, zu verschiedenen sozialen Einrichtungen und Beratungsstellen, sowie zu anderen Schulformen oder auf pädagogisch ausgerichteten Studienfahrten.
Alles in allem leistet das Unterrichtsfach Erziehungswissenschaft einen unverzichtbaren Beitrag zur Verwirklichung des zentralen schulischen Zieles:
Erziehung zur Selbstverwirklichung in sozialer Verantwortung!
Die Fachschaft Erziehungswissenschaft